Markus Kornprobst/Martin Senn
Ordnung und Kommunikation in der Weltpolitik
Entwurf einer Theorie rhetorischer Felder
Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Beschaffenheit der weltpolitischen Ordnung und den Prozessen ihres Wandels. Er konzeptualisiert die weltpolitische Ordnung als komplexe Konstellation rhetorischer Felder, die durch Überlappungen und Verschachtelungen miteinander in Beziehung stehen. Einzelne Felder werden durch umfassend gültige Komponenten – Nomos (gewachsen) und Thesmos (geschaffen) – sowie beschränkt gültige Ordnungskomponenten – Endoxa (gewachsen) und Dheltos (geschaffen) – konstituiert. Jede dieser Komponenten weist prozedurale und substantielle Elemente auf. Diese Bestandteile von Feldern sowie ihre Beziehungen zu anderen Feldern entstehen, transformieren und verfallen – kurz, wandeln sich – durch rhetorische Begegnungen. Diese Begegnungen entzünden sich und werden aufrechterhalten durch Spannungen zwischen materieller Welt und intersubjektiven Feldern (exogene Exigenz), zwischen Feldern (semi-endogene Exigenz) und innerhalb eines Feldes (endogene Exigenz). Rhetorische Begegnungen sind zudem analytisch anhand eines Spektrums von atopischer Rhetorik über Montage und Bricolage bis hin zu rhetorischen Praktiken darstellbar (Vertrautheit der Kommunikationselemente und ihrer Verbindungen), und werden von rhetorischen Gemeinschaften und rhetorischen Netzwerken gestaltet (Kommunikationsprotagonisten). Verschiedene Konfigurationen von Exigenzen, Vertrautheit und Protagonisten speisen unterschiedlich stark ausgeprägte Wandlungsprozesse. Diese Theorie rhetorischer Felder trägt zu einem umfassenderen Verständnis der Heterogenität von Ordnung und Kommunikation sowie, darauf aufbauend, des Wandels in den internationalen Beziehungen bei.
Last draft before final version and publication in Zeitschrift für Internationale Beziehungen 25.2 (2018).
Full bibliographical details: Kornprobst, Markus, and Martin Senn. „Ordnung, Kommunikation und Wandel in der Weltpolitik. Entwurf einer Theorie rhetorischer Felder.“ Zeitschrift für Internationale Beziehungen 25.2 (2018): 96-125.